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Kultur

Statements zum Konzertabbruch vom 18.7.22

Statement vom Kollektiv vom 27. Juli

Unsere kleine Quartierbeiz im Herzen der Lorraine hat in den letzten Stunden unerwartet grosse Aufmerksamkeit erhalten. Als basisdemokratisches Kollektiv möchten wir uns zu den Geschehnissen und in erster Linie zum öffentlichen Diskurs äussern.
Unsere social media Kanäle werden zurzeit geflutet mit Kommentaren, die teilweise massiv rassistisch sind und keinen Beitrag leisten zu einer konstruktiven Diskussion. Wir haben nicht die Kapazität, diesen Diskurs angemessen zu moderieren, weshalb wir uns entschieden haben, unsere Profile vorübergehend zu deaktivieren. Die angekündigte öffentliche Podiumsdiskussion wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, um der Dynamik und dem Ausmass der Diskussion gerecht werden zu können.

Wir stehen nach wie vor geschlossen hinter dem Entscheid, das Konzert nach Rücksprache mit der Band abzubrechen. Es war nie in unserem Interesse, Menschen zu diskreditieren oder ihnen das Recht an einer Leidenschaft abzusprechen. Jedoch entspricht es unserer tiefen Überzeugung, rücksichts- und verantwortungsvoll zu handeln. Dazu gehört, alle Stimmen zu hören, auch diejenige der Minderheit. Wir glauben nicht, dass wir als Gesellschaft weiter kommen können, wenn sich die Meinung der Mehrheit über diejenige der Minderheit hinwegsetzt, ohne einander zuzuhören.

Offensichtlich ist die Thematik der Kulturellen Aneignung von grosser gesellschaftlicher Relevanz und Aktualität. Uns ist bewusst, wie aufgeladen und emotional das Thema ist. Umso wichtiger erscheint es uns, wird darüber gesprochen. Die Art und Weise, wie der öffentliche Diskurs nun aber geführt wird, erstaunt uns und macht uns betroffen.
Anstelle von Sensationsberichten und reisserischen Headlines wünschen wir uns eine differenzierte und konstruktive Auseinandersetzung mit einer hochkomplexen Thematik, auf deren Fragen auch wir keine abschliessenden Antworten haben. Wir verstehen unser Handeln aber auch immer als Versuch, einer gesellschaftlichen und strukturellen Problematik mit einem inklusiven Bewusstsein zu begegnen. Was ist falsch daran, Rücksicht zu nehmen auf Menschen, die ihr Unwohlsein äussern? Auf Menschen, die unter dem strukturellen Rassismus in diesem Land leiden und auf diejenigen, die sich mit ihnen solidarisieren?

All Jenen, die jetzt nach Bevormundung schreien, von Cancel Culture und von einer Diktatur der superwoken Minderheit über eine Mehrheit reden, möchten wir entgegnen: Eine Gesellschaft, die keine Rücksicht nimmt auf die Stimmen von Minderheiten, eine Gesellschaft, in der das Unwohlsein von Menschen nicht wahrgenommen wird und eine Gesellschaft, in welcher die Lautesten diejenigen sind, die am meisten gehört werden, ist zum Scheitern verurteilt.
Wir gehen nicht unter in den Niederlagen, sondern in den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen.

Stellungnahme bezüglich dem Konzert am 18. Juli

Liebe alle

Wir sind überrascht, dass unser Post zum Konzertabbruch wegen kultureller Aneignung solche Wellen geschlagen hat. Die Diskussion um kulturelle Aneignung ist nicht neu, jedoch wird sie mittlerweile immer lauter und breiter diskutiert. Uns ist es ein grosses Anliegen, dass die Gespräche darüber in einem respektvollen und sicheren Rahmen geführt werden sollen und nicht als mediales Sommerloch ausgeschlachtet werden.

Als Veranstalter*in tragen wir die Verantwortung für den Anlass. Uns ist wichtig, dass die Brasserie Lorraine ein Ort ist, an dem sich alle wohl und sicher fühlen und unsere Gäst*innen sich immer bei uns melden können, wenn das nicht der Fall wäre. Wir nehmen jeden Input ernst, die sich in irgendeiner Form der Diskriminierung bewegt.

Wenn vor zwei Jahren die gleiche Band gespielt hätten, wären die Reaktionen vielleicht anders gewesen. Auch uns war zu wenig bewusst, welche Tragweite dieses Thema hat und was es mit Menschen machen kann. Wir behaupten nicht, dass wir mit dem Abbruch des Konzertes das Richtige getan haben. Es jedoch einfach weiterzulaufen hat sich auch falsch angefühlt. Wir könnten es auch Überforderung nennen.

Auch finden wir nicht, dass Mitglieder der Band oder „weisse“ Menschen automatisch Rassisten sind. Hier verlassen wir die Ebene des persönlichen und reden von strukturellem Rassismus. Es gibt einen Unterschied zwischen bekennende Rassist*in zu sein, und unbewusst rassistische Strukturen zu reproduzieren.

Uns ist es bewusst wie hochkomplex und emotional die Diskussion ist, aber trotzdem wollen wir uns nicht an diffusen Fragen aufhängen wie: “Wer darf was tragen? Oder welche Frisuren sind überhaupt noch ok?” Wir wünschen uns eine Diskussion zu führen, die eine saubere Analyse hervorbringt und wollen tiefer gehen und auch die einhergehenden Folgen, die der Kolonialismus hinterlassen hat in die Diskussion mit einbeziehen.

Mit der Veröffentlichung des Vorfalls und des Diskussionsabends geht es uns nicht um ein Statement, sondern um den Diskurs. Um herauszufinden, wo wir hier stehen, was unsere Haltung ist und wie wir in Zukunft damit umgehen wollen.

Erstens, welches sind die problematischen Aspekte kultureller Aneignung in einer postkolonialen Gesellschaft? Welche Herrschaftsstrukturen stecken dahinter, dass dies bei Menschen «schlechte» diskriminierende Gefühle auslöst. Was können wir an unserem Verhalten ändern? Was hat das schweizerische Asylsystem damit zu tun?

Zweitens, die aktuelle Diskussion um Identitätspolitik und kultureller Aneignung hat etwas sehr destruktives. Es haben sich Fronten gebildet und es gibt nur Schwarz oder Weiss, Richtig oder Falsch. Uns geht es um die Zwischentöne. Welche Kritik dieser neuen Bewegung ist berechtigt? Was geht zu weit? Warum fühlen sich «weisse» Menschen dermassen angegriffen von der Debatte? Was können wir machen, damit sich die Lager auf sich zu bewegen und es für alle einen gesellschaftlichen Fortschritt gibt?

In dem Sinne wollen wir weiterhin ein Treffpunkt sein, welches offen und divers ist, wo verschiedene Menschen und Meinungen aufeinandertreffen. Dass es dabei auch in Zukunft zu Konflikten kommt und Widerspruch auszuhalten gilt, liegt auf der Hand.

Denn wir gehen nicht unter in den Niederlagen, sondern in den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen.

Liebe alle

Wir sind überrascht, dass unser Post zum Konzertabbruch wegen kultureller Aneignung solche Wellen geschlagen hat. Die Diskussion um kulturelle Aneignung ist nicht neu, jedoch wird sie mittlerweile immer lauter und breiter diskutiert. Uns ist es ein grosses Anliegen, dass die Gespräche darüber in einem respektvollen und sicheren Rahmen geführt werden sollen und nicht als mediales Sommerloch ausgeschlachtet werden.

Als Veranstalter*in tragen wir die Verantwortung für den Anlass. Uns ist wichtig, dass die Brasserie Lorraine ein Ort ist, an dem sich alle wohl und sicher fühlen und unsere Gäst*innen sich immer bei uns melden können, wenn das nicht der Fall wäre. Wir nehmen jeden Input ernst, die sich in irgendeiner Form der Diskriminierung bewegt.

Wenn vor zwei Jahren die gleiche Band gespielt hätten, wären die Reaktionen vielleicht anders gewesen. Auch uns war zu wenig bewusst, welche Tragweite dieses Thema hat und was es mit Menschen machen kann. Wir behaupten nicht, dass wir mit dem Abbruch des Konzertes das Richtige getan haben. Es jedoch einfach weiterzulaufen hat sich auch falsch angefühlt. Wir könnten es auch Überforderung nennen.

Auch finden wir nicht, dass Mitglieder der Band oder „weisse“ Menschen automatisch Rassisten sind. Hier verlassen wir die Ebene des persönlichen und reden von strukturellem Rassismus. Es gibt einen Unterschied zwischen bekennende Rassist*in zu sein, und unbewusst rassistische Strukturen zu reproduzieren.

Uns ist es bewusst wie hochkomplex und emotional die Diskussion ist, aber trotzdem wollen wir uns nicht an diffusen Fragen aufhängen wie: “Wer darf was tragen? Oder welche Frisuren sind überhaupt noch ok?” Wir wünschen uns eine Diskussion zu führen, die eine saubere Analyse hervorbringt und wollen tiefer gehen und auch die einhergehenden Folgen, die der Kolonialismus hinterlassen hat in die Diskussion mit einbeziehen.

Mit der Veröffentlichung des Vorfalls und des Diskussionsabends geht es uns nicht um ein Statement, sondern um den Diskurs. Um herauszufinden, wo wir hier stehen, was unsere Haltung ist und wie wir in Zukunft damit umgehen wollen.

Erstens, welches sind die problematischen Aspekte kultureller Aneignung in einer postkolonialen Gesellschaft? Welche Herrschaftsstrukturen stecken dahinter, dass dies bei Menschen «schlechte» diskriminierende Gefühle auslöst. Was können wir an unserem Verhalten ändern? Was hat das schweizerische Asylsystem damit zu tun?

Zweitens, die aktuelle Diskussion um Identitätspolitik und kultureller Aneignung hat etwas sehr destruktives. Es haben sich Fronten gebildet und es gibt nur Schwarz oder Weiss, Richtig oder Falsch. Uns geht es um die Zwischentöne. Welche Kritik dieser neuen Bewegung ist berechtigt? Was geht zu weit? Warum fühlen sich «weisse» Menschen dermassen angegriffen von der Debatte? Was können wir machen, damit sich die Lager auf sich zu bewegen und es für alle einen gesellschaftlichen Fortschritt gibt?

In dem Sinne wollen wir weiterhin ein Treffpunkt sein, welches offen und divers ist, wo verschiedene Menschen und Meinungen aufeinandertreffen. Dass es dabei auch in Zukunft zu Konflikten kommt und Widerspruch auszuhalten gilt, liegt auf der Hand.

Denn wir gehen nicht unter in den Niederlagen, sondern in den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen.